Praxis & Medizin

Lärmbedingter Verlust des Hörvermögens bereits im Kindesalter? | Praxis

Eine Schwerhörigkeit wurde bisher hauptsächlich der älteren Generation zugesprochen. Laut dem Ergebnis einer niederländischen Studie wird ein entsprechender Hörverlust zunehmend in der ganz jungen Generation zum Thema, denn: Jedes siebte Kind im Alter zwischen sechs und neun Jahren leidet bereits unter einem Hörverlust.

Wissenschaftler vermuten, dass diese besorgniserregende Entwicklung auf den zunehmenden Gebrauch von tragbaren Audioplayern in Form von Smartphones oder Tablets zurückzuführen ist. Bei jungen, unerfahrenen Kindern erfolgt eine entprechende Beschallung über Kopfhörer meistens in überhöhter Lautstärke. Dieses könnte eine Ursache dafür sein, dass die Anzahl lärmbedingter Hörverluste bei Kindern zunehmend ansteigt.

Ärzte der Universität in Rotterdam begleiteten im Rahmen einer Studie die Teilnehmer von Geburt an bis ins junge Erwachsenenalter und führten entsprechende Messungen zum Hörvermögen durch. Dabei konnten Hörverluste und Hochtonschwerhörigkeiten sowie Störungen in der Geräuschempfindung auf einem oder auf beiden Ohren festgestellt werden.

Zusätzlich kam eine Befragung der Eltern und Kinder zu dem Ergebnis, dass viele Kinder die tragbaren Audio-Player mindestens einmal bis dreimal und mehr pro Woche nutzten. Es ist erwiesen, dass eine derartige Direktbeschallung über Kopfhörer zu einem Hörverlust im Hochfrequenzbereich führen kann.

Auch wenn die Hersteller entprechender Audiogeräte durch eine Verodnung der Europäischen Kommission von 2014 angewiesen sind, darauf zu achten, dass entsprechende Lautstärken mit gesundheitsschädigender Wirkung nicht einzustellen sind, sehen die Ärzte die Erziehungsberichtigten in der Pflicht, ihre Kinder vor den Risiken eines lärmbedingten Hörverlustes zu bewahren.

Leider sind nicht nur Kinder im Alter von 6-9 Jahren, sondern zunehmend auch Teenager von jugendlichen Schwerhörigkeiten betroffen. In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, daß Hörstörungen die Berufswahl erheblich einschränken können und im Studium dazu führen, daß der Lehrstoff nicht so schnell aufgenommen werden kann, was resultierende Lernschwierigkeit und Lernblockaden nach sich ziehen kann. Das kann schlimmstenfalls auch zu Prüfungsängsten führen. Daher ist es empfehlenswert, jugendliche Hörminderungen entsprechend fachärztlich abklären und therapieren zu lassen.

Ihr HNO-Praxisteam Marina Gosemann

 


Mehr Infos:

Le Clercq CMP et al.
Association Between Portable Music Player Use and Hearing Loss Among Children of School Age in the Netherlands.
JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 6/2018